
Global Sourcing
In den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für den weltweiten Einkauf rasant verändert. Wichtige Faktoren hierfür waren geopolitische und daraus resultierende handelspolitische Verschiebungen. Weitere Faktoren sind Regulierungen und Berichtspflichten zur Lieferkette, der Arbeitskräftemangel hier und in den Lieferländern sowie steigende Transportkosten.
Um die Risiken in der Lieferkette zu reduzieren setzen Unternehmen verstärkt auf:
- Nearshoring und Reshoring: Die Rückverlagerung oder Verlagerung der Produktion in geografisch nähere oder politisch stabilere Regionen hilft, geopolitische Risiken zu minimieren.
- Lieferantenvielfalt: Durch die Zusammenarbeit mit mehreren Zulieferern lassen sich Risiken besser verteilen, gleichzeitig entstehen Chancen für bessere Konditionen und innovative Lösungen.
- Stärkung regionaler Netzwerke: Eine engere Zusammenarbeit mit regionalen Partnern reduziert die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten und erhöht die Versorgungssicherheit.
Lieferanten entwickeln sich zunehmend vom klassischen Zulieferer zum strategischen Partner. Da Einkäufer immer mehr Aufgaben an ihre Lieferanten übertragen, steigt deren Bedeutung für die beschaffenden Unternehmen. Das gilt vor allem für kleine und mittelständische Firmen. Besonders sie streben nach langfristigen Beziehungen zu ihren Lieferanten.
Wir möchten Sie dabei unterstützen, Ihre Lieferketten auszubauen, zu stärken und zu diversifizieren. Auf diesen Seiten finden Sie Informationen, Praxis-Tipps und weiterführende Hinweise zum internationalen Einkauf und den richtigen Umgang mit internationalen und nachhaltigen Lieferketten.
In drei Schritten können Sie eine passende Einkaufsstrategie entwickeln und darauf basierend die konkrete Lieferantensuche starten.
Für welche Teile und Komponenten sich Global Sourcing überhaupt eignet, lässt sich mit Methoden der Potenzialanalyse herausfinden. Diese achtet neben den erforderlichen Mengen und Stückzahlen auch auf das benötigte Material. Daneben spielen der Lohnkostenanteil sowie die strategische Bedeutung des Bauteils für das Produkt sowie die Positionierung des einkaufenden Unternehmens im Wettbewerb eine Rolle. Erste Einschätzungen der für die Materialgruppe bevorzugten Beschaffungsregionen und die Bestimmung der zu erwartenden Einsparpotenziale legen die Grundlage für ein erfolgreiches Global Sourcing.
Wo lässt sich ein bestimmtes Produkt am besten einkaufen? Wenn Sie diese Frage beantworten wollen, sollten Sie bei der Analyse von Beschaffungsmärkten verschiedene Faktoren berücksichtigen. Wir haben Ihnen dazu einige aufgelistet:
-
Faktor Angebot: Wie sieht das Angebot potentieller Lieferanten im gewünschten Beschaffungsmarkt aus? Welche Qualität bieten die Unternehmen? Gibt es ausreichend verfügbare Fertigungskapazitäten?
-
Faktor Preise: Welches Preisniveau herrscht vor? Berücksichtigen Sie neben Arbeits- und Kapitalkosten auch Steuern und Abgaben, Subventionen, Zölle, Transport- sowie Versicherungskosten.
-
Faktor Fachkräfte: Finden Lieferanten in dem Land ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte oder herrscht Fachkräftemangel?
-
Faktor Zoll: Welche Zölle fallen beim Import in die EU an und welche Zölle bei einem möglichen Weiterverkauf in Drittmärkte. Sind ursprungs- oder präferenzrechtliche Fragen zu beachten?
-
Faktor Infrastruktur: In welchem Zustand befindet sich die Infrastruktur? Arbeiten Häfen und Zollbehörden effizient oder sind lange Verzögerungen die Regel?
-
Faktor Geographie: Sind Lieferverzögerungen oder Unterbrechungen der Lieferkette zu erwarten, weil der Beschaffungsmarkt regelmäßig von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Stürmen getroffen wird? Prüfen Sie die genaue geografische Lage eines Lieferanten, z.B. über Online-Kartendiensten.
-
Faktor Währung: Gibt es Zahlungs- und Währungsrisiken und wie können Sie sich dagegen absichern?
-
Faktor Politik: Herrscht in dem Beschaffungsmarkt politische und soziale Stabilität? Wie groß ist der Einfluss der Gewerkschaften und wie steht es um den Sozialen Frieden?
Wenn Sie detaillierte Informationen zu einzelnen Beschaffungsmärkten suchen, stehen Ihnen die Fachbereiche „Internationalisierung“ bei den IHKs und Handwerkskammern zur Verfügung.
-
zur aktuellen wirtschaftlichen Lage im geplanten Beschaffungsmarkt
-
bestehenden Handelsabkommen
-
Förder- und Absicherungsmöglichkeiten
-
bestehenden lokalen Netzwerken
-
und Informationsquellen, in denen Sie potenzielle Lieferanten recherchieren können.
Länderinformationen selbst recherchieren
Für erste Recherchen gibt es zudem eine Reihe von kostenfreien Datenbanken mit aktuellen Länderinformationen. Eine Auswahl:
-
Germany Trade & Invest (GTAI) bietet kostenfreie Artikel und Studien mit Wirtschaftsinformationen zu einzelnen Ländern.
-
Euler Hermes bietet eine Länderrisiko-Übersicht.
-
Der Kreditversicherer COFACE bietet Risikoanalysen für alle Märkte weltweit.
-
Das Außenwirtschaftsportal bietet Exportberichte und allgemeine Länderinformationen.
Wenn Sie Ihre Zielregionen definiert haben, ermitteln Sie dort potenzielle Lieferanten. Die im weiteren genannten Netzwerke können dabei behilflich sein und auch der Besuch von Fachmessen wird weiterhin zur Identifikation von möglichen Partnern genutzt.
Nach der ersten Recherche erfolgt eine Vorauswahl. Hierbei werden Unternehmensprofile geprüft, Produktmuster und Referenzen angfragt und ausgewertet. Erste Informationen zu Preisen, Lieferzeiten und Serviceleistungen helfen dabei, eine Shortlist mit drei bis fünf bevorzugten Lieferanten zu erstellen. Im nächsten Schritt werden von den ausgewählten Lieferanten detaillierte Angebote eingeholt.
Neben Preisen spielen hierbei auch Zahlungsbedingungen, Lieferzeiten, Qualitätskontrollprozesse sowie Vertrags- und Garantiebedingungen eine zentrale Rolle. Die Angebote sollten umfassend miteinander verglichen werden, um eine ganzheitliche Entscheidung treffen zu können.
Ein großer Unsicherheitsfaktor ist das Thema Zölle, dass deutlich volatiler und schwer planbar geworden ist. In jedem Fall macht es Sinn, sich bei seinen Lieferanten auch zu dieser Thematik breiter aufzustellen. im optimalen Fall können wichtige Teile nicht nur mit einem Warenursprung bezogen werden.
Lieferantensuche mit dem Enterprise Europe Network (EEN)
Das EEN bietet Ihnen nach einer individuellen Bestandsaufnahme kostenlos eine maßgeschneiderte Beratung und Unterstützung im Bereich Geschäftspartnersuche. Neben den unten genannten Datenbanken können auch die individuelle Kontakte ihres regionalen EEN-Ansprechpartner zu EEN-Kollegen in Europa nützlich sein.
Partnering Opportunities Database
Die Partnering Opportunities Database des EEN (Enterprise Europe Network) bietet auf Mittelständler zugeschnittene internationale Kooperationsangebote. Außer Lieferanten und Herstellern können unter anderem auch Vertriebspartner und Konsortialpartner für gemeinsame Anträge im Bereich Forschung und Innovation gesucht werden. Interessensbekundungen auf relevante Profile können Sie über die EEN-Berater in Ihrem Bundesland erstellen. Diese unterstützen Sie auch, wenn Sie selbst ein Kooperationsprofil in die Datenbank einstellen möchten und vermitteln ihnen im nächsten Schritt den direkten Kontakt ins Ausland.
The Supply Chain Resilience platform
Lieferanten-Plattform des Enterprise Europe Networks (EEN), Vernetzung von Einkäufern und Lieferanten im europäischen und außereuropäischen Ausland. Produkte und Dienstleistungen verschiedenster Branchen. Ziel der im März 2022 lancierten Plattform ist es, eine Diversifizierung der Lieferketten zu fördern. Schwerpunkt der Datenbank sind Kooperationsgesuche aus der Ukraine.
The Supply Chain Resilience platform
Lieferanten-Plattform des Enterprise Europe Networks (EEN), Vernetzung von Einkäufern und Lieferanten im europäischen und außereuropäischen Ausland. Produkte und Dienstleistungen verschiedenster Branchen. Ziel der im März 2022 lancierten Plattform ist es, eine Diversifizierung der Lieferketten zu fördern. Schwerpunkt der Datenbank sind Kooperationsgesuche aus der Ukraine.
Lieferantensuche mit den AHKs
Das weltweite Netzwerk der deutschen Auslandshandelskammern (AHKS) unterstützt mit passgenauen Diensleistungen bei der Suche nach geeigneten Lieferanten. Neu ist die Plattform:
https://ahk-europe-suppliers.com/
Einige AHKs sind besonders auf die Bedürfnisse von Einkäufern eingestellt.
Italien:
Viel Erfahrung mit der Vermittlung von Lieferanten hat die Deutsch-Italienische Industrie- und Handelskammer mit Sitz in Mailand. Deutsche Unternehmen schätzen vor allem das hohe Qualitätsniveau der Produkte und das wettbewerbsfähige Preis-Leistungs-Verhältnis italienischer Zulieferer. Deutsche Einkäufer wurden vor allem in den Sektoren Maschinenbau, Elektronik/Elektrotechnik, Automotive, Metallerzeugung/-verarbeitung und Kunststoff häufig fündig.
Lieferantenvermittlung AHK Italien
Portugal:
Das Land ganz im Westen der EU hat sich als wichtiger Beschaffungsmarkt für deutsche Unternehmen fest etabliert. Seit 2020 sind die Exporte nach Deutschland um zwei Drittel gestiegen. Im Savills Nearshoring-Index belegt Portugal Platz zwei weltweit – dank politischer Stabilität, qualifizierter Arbeitskräfte, niedriger Lohnkosten und Kundennähe. Besonders attraktiv ist Portugal für Branchen wie Maschinenbau, Metallverarbeitung, technische Textilien, Elektronik, Kunststoffe, Verpackung, Software und Design.
Slowakei:
Die Deutsch-Slowakische Industrie- und Handelskammer bietet ein Online-Portal zur kostenfreien Recherche nach Lieferanten aus der Slowakei in allen Industriebranchen und für Dienstleistungen.
AHK Slowakei:
Tschechien:
Die AHK in Prag gibt das detaillierte „Lieferantenverzeichnis Tschechien“ heraus und führt jährlich das „CEE Procurement & Supply Forum“ durch.
https://tschechien.ahk.de/business-services/lieferantenverzeichnis
Rumänien:
Die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer, bieten den deutschen Unternehmen ein Instrument zur kostenfreien Eigenrecherche nach Lieferanten auf dem rumänischen Markt an. Sie finden dort geprüfte Lieferanten aus unterschiedlichen Industriebranchen in Rumänien: www.marketplaceromania.ro.
Ungarn:
Die AHK Ungarn unterstützt bei der Suche nach Lieferanten und Produktionspartner.
https://www.ahkungarn.hu/de/dienstleistungen/beschaffungsmarkt-supply-chain
Die AHK Polen unterstützt Unternehmen professionell bei der Suche nach seriösen und kooperationswilligen Geschäftspartnern
https://ahk.pl/marktberatung/lieferanten-in-polen-finden
Westbalkan-Länder:
Der Westbalkan zu einem attraktiven Beschaffungsmarkt für deutsche Unternehmen entwickelt. Vor allem in der metallverarbeitenden Industrie ergeben sich Beschaffungsoptionen für die Betriebe. Vor diesem Hintergrund haben sich die deutschen Auslandshandelskammern auf die Suche geeigneter Lieferanten spezialisiert. Einmal im Jahr bringt die Einkaufsinitiative Westbalkan potenzielle Lieferanten und Einkäufer zusammen.
Sourcing Angebote der AHKs im westlichen Balkan:
- Serbien – AHK Industrial Suppliers Forum (Link auf AHK Industrial Suppliers Forum)
- AHK Bosnien und Herzegowina (Link auf Geschäftsmöglichkeiten BiH - DE)
- IT Outsourcing - Neue Lieferketten in Kosovo/Nordmazedonien/Albanien (Link auf IT Outsourcing- Neue Lieferketten)
China:
China ist nach wie vor ein wichtiger Markt für den Einkauf. Für Neueinsteiger ist es auch aufgrund von Kommunikationsbarrieren allerdings nicht leicht, verlässliche Lieferanten zu finden.
Einen ersten Anhaltspunkt könnten Datenbanken geben wie:
- Alibaba (Link auf https://german.alibaba.com)
- www.made-in-china.com
Eine Überprüfung der Lieferanten ist vor allem bei höheren Auftragswerten unumgänglich.
Weitere wichtige Sourcing-Märkte sind Thailand und Vietnam. Auch hier unterstützen die Auslandshandelskammern.
Nordafrika:
Nordafrika mit Marokko, Tunesien und Algerien hat sich in den letzten Jahren insbesondere im Automobil- und Maschinenbau zu einem zunehmend attraktiven aber doch bei vielen Unternehmen noch nicht so bekannten Beschaffungsmarkt entwickelt. Auch hier unterstützen die Auslandshandelskammern (Link auf www.ahk.de)
Südafrika:
Das Kompetenzzentrum Sourcing zielt darauf ab, Unternehmen aus dem südlichen Afrika in die Lage zu versetzen, in die globale Wertschöpfungskette deutscher und europäischer Unternehmen zu liefern. Das Kompetenzzentrum wird unterstützt durch das Programm Business Scouts for Development des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
https://suedafrika.ahk.de/de/kompetenzzentren/kompetenzzentrum-sourcing
Einkaufsinitiativen
Die Einkaufsinitiativen und B2B-Matchmaking-Veranstaltungen des Bundesverbandes für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) bringen deutsche Einkäufer in direkten Kontakt mit internationalen Lieferanten. Partner sind neben ausgewählten IHKs die Auslandshandelskammern in wichtigen Beschaffungsmärkten sowie Fachverbände.
Weitere wichtige Netzwerke und Portale
„Wer liefert was“
ist eine Einkäuferdatenbank für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Sie listet nach eigenen Angaben rund 570.000 Unternehmen und hat monatlich 1,3 Millionen Besuche von professionellen Einkäufern.
Internationale Kompass Datenbank
bietet B2B-Kontakte in über 70 Länder und über das gesamte industrielle Spektrum hinweg.
Europages
ist eine Datenbank mit Fokus auf kleine und mittelgroße Unternehmen in 26 Sprachversionen. Sie hat jeden Monat über zwei Millionen Nutzer aus aller Welt. Schwerpunkte sind Europa und Asien.
Online-Produktverzeichnis für die Industrie
Das weltweit ausgerichtete Online-Produktverzeichnis für die Industrie gibt es in 16 Sprachen. Es führt nach eigenen Angaben mehr als 300.000 verifizierte Unternehmen und über 3,1 Millionen Produkten auf.
CfSM
Das Centrum für Supply Management (CfSM) wurde an der Uni Würzburg gegründet und dient Unternehmen als Berater im Bereich Beschaffung und Produktion. Es nutzt aktuelle Forschungsergebnisse, um seinen Service durch die Einbindung wissenschaftlicher Erkenntnisse besonders stichhaltig gestalten zu können. Zudem gilt: wenn Sie auf der Suche nach einer Studie zu Global Sourcing sind, sind sie bei CfSM an der richtigen Adresse.
Nachhaltige Lieferketten
Die Compliance-Anforderungen an die Beschaffung werden immer anspruchsvoller. Am 1.1.2023 trat das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Kraft. Die EU-Lieferketten-Richtlinie wurde im Juli 2024 veröffentlicht und sollte ab 2027 schrittweise nach Größe der Unternehmen angewendet werden. Im Zuge des sogenannten Omnibusverfahrens zum Bürokratieabbau soll die Umsetzungsfrist jedoch verschoben werden.
Informationen zum LkSG finden Sie hier:
Lieferketten - Außenwirtschaftsportal
Ihre Ansprechpartner
Bitte geben Sie hier Ihre PLZ ein, um zu Ihren regionalen Ansprechpartnern zu gelangen. Diese stehen Ihnen für individuelle Rückfragen zur Verfügung.
PLZ eingeben