
Heunec – Kuschelige Botschafter aus Neustadt bei Coburg
Neustadt bei Coburg (Mai 2025) - Wenn Kinder abends den Sandmann im Fernsehen schauen oder im Kino in die Welt der „Schule der magischen Tiere“ eintauchen, dann sind die Helden dieser Geschichten oft nicht nur auf dem Bildschirm präsent – sondern auch in vielen Kinderzimmern.
Dafür sorgt die Heunec GmbH aus Neustadt bei Coburg, ein Hersteller von Plüschtieren, der mit seinen flauschigen Produkten Generationen verbindet und Helden aus Film und Fernsehen zu haptischen Trostspendern werden lässt. „Ein Plüschtier ist mehr als nur ein Produkt – es ist ein Begleiter, Tröster, manchmal sogar ein Freund fürs Leben“, sagt Josephine Dransfeld, Geschäftsführerin der Heunec GmbH& Co.KG (Bild oben). Zusammen mit ihrer Mutter Barbara Fehn-Dransfeld leitet sie bereits in vierter Generation das Unternehmen mit Sitz in Neustadt bei Coburg in Oberfranken. „Wir sind die Kuschelagenten und lösen jeden Kuschel- und Trostbedarf Notfall“, heißt auch die Mission im aufwändig gedrehten Firmenfilm, den man auf YouTube angucken kann.
Von Thüringen nach Bayern: Ein Neuanfang

In diesem Jahr steht ein Jubiläum an: Gegründet wurde Heunec am 5. Dezember 1950, in einer Zeit des Neuanfangs nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Familie Fehn floh aus dem thüringischen Sonnenberg, einem der historischen Zentren der Spielzeugindustrie. Der Urgroßvater durfte als ehemaliger amerikanischer Kriegsgefangener nicht in die sowjetische Besatzungszone zurückkehren – und so fiel die Wahl auf Neustadt bei Coburg, direkt an der Grenze zur damaligen DDR. „Unsere Firma war bereits zum 73. Mal in Nürnberg auf der internationalen Spielwarenmesse vertreten und schon früh in der internationalen Geschäftswelt tätig“, berichtet Firmenchefin Josephine Dransfeld. Mit handwerklichem Können, Unternehmergeist und dem Gespür für Marktbedürfnisse legten die Großeltern den Grundstein für das heutige erfolgreiche Unternehmen.
Kurzer Exkurs zu den Ursprüngen

„Eigentlich sind unsere Ursprünge älter und gehen zurück ins Jahr 1891“, sagt Josephine Dransfeld und erklärt gleichzeitig die Namensgebung Heunec: Die ursprünglichen Eigentümer hießen „Heubach“. Dort hat seiner Zeit ihr Urgroßvater (vor dem Weltkrieg) gearbeitet. Nach dem Krieg hat er übernommen, da die Familie Heubach die Geschäfte nicht mehr weiterführen wollte oder konnte. Zunächst hat man die Firma in Neustadt unter dem identischen Namen „Hugo Heubach“ neu gegründet. Das war natürlich etwas unglücklich, daher hat man sich schließlich 1950 unbenannt. Das „HEU“ kommt also von Heubach (den ursprünglichen Eigentümern) und „NEC“ vom gängigen Kürzel für Neustadt bei Coburg. Macht „HEUNEC“.
Vom Nadelkissen zum Markenplüschtier
Begonnen wurde zunächst in Heimarbeit mit der Fertigung von Christbaumschmuck Puppen und Kuscheltieren. Im Laufe der Jahre hat man sich „nur noch“ für Plüschtiere entschieden und von den anderen Produktgruppen verabschiedet. Bis in die späten 1970er-Jahre fertigte Heunec seine Produkte in Deutschland – mit bis zu 100 Näherinnen in der eigenen Produktion. Der Wandel der globalen Wirtschaft machte auch vor der Spielzeugbranche nicht halt: In den 1980er-Jahren wurde die Herstellung schrittweise nach Asien und schlussendlich nach China verlagert. Heute arbeiten sechs bis sieben Partnerfabriken eng mit Heunec zusammen und produzieren rund 95 % der Kollektion. Trotz der räumlichen Distanz ist die Qualitätssicherung Chefinnensache: Mindestens einmal im Jahr reist Josephine Dransfeld selbst nach China, um sich vor Ort ein Bild von Produktion und Arbeitsbedingungen zu machen. „Was uns groß gemacht hat und auch stark gegenüber der Konkurrenz: Die Spezialisierung auf große Plüschfiguren und liebevolle Designs, Karnevalskostüme oder auch Schaukeltiere für Kinder aus Plüsch“, so die Firmenchefin.
Spielzeug mit Seele – und System

Heunec beschäftigt heute rund 40 MitarbeiterInnen in Neustadt und gehört zu den wenigen Unternehmen der Branche, die noch aktiv Spielzeughersteller ausbilden. Das Produktsortiment umfasst nicht nur klassische Teddys und Tierfiguren, sondern vor allem lizenzierte Charaktere, die Kinder kennen und lieben: von den Protagonisten aus Die Schule der magischen Tiere bis hin zu Figuren aus dem Kinderklassiker Unser Sandmännchen wie der vorlaute Kobold Pitti Platsch. Auch der kleine Drache Kokosnuss oder Paddington Bär dürfte Vielen bekannt vorkommen. Die Dransfelds sind gut vernetzt und sichern sich rechtzeitig entsprechende Lizenzen bei TV- und Kinoproduktionen. „Wir sind gut vernetzt in der Branche im In- und Ausland.“ Rund 85 bis 90 % des Umsatzes erzielt Heunec im deutschsprachigen Raum – insbesondere in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Weitere Märkte sind die Niederlande, Estland und Polen. „Die Beziehungspflege zu den Lieferanten und Zwischenhändlern im In- und Ausland ist absolut wichtig!“, sagt Josephine Dransfeld. Daneben betreibt die Firma einen umfassenden Online-Shop. Für das Doing Business – etwa bei Zollfragen - steht Heunec immer wieder mit der IHK zu Coburg in Verbindung.
Nachhaltigkeit mit Herausforderungen

Die Frage nach ökologischer Verantwortung beschäftigt auch die Plüschbranche. Der Großteil der Produkte besteht aus Polyester – ein langlebiges, aber nicht immer nachhaltiges Material. Recycling-Polyester wird zunehmend als Alternative eingesetzt. Josephine Dransfeld betont, dass Heunec aktiv nach besseren, umweltfreundlicheren Materialien sucht – ohne Kompromisse bei Sicherheit, Haptik und Haltbarkeit einzugehen. Zunehmend wird für die Plüschtiere recycled PET verwendet, das Material besteht vom Obermaterial bis hin zur Füllung zu mind. 90% aus recyceltem PET Kunststoff. Außerdem ist Heunec Gründungsmitglied der Fair Toys Organisation und berechtigt, ein Siegel zu tragen, das die faire Produktion aller Heunec Plüschtiere bestätigt.
Heunec zeigt, wie ein mittelständisches Unternehmen mit Wurzeln in der Nachkriegszeit den Sprung in eine moderne, globalisierte Wirtschaft geschafft hat – und dabei seinen Werten treu geblieben ist: Qualität und der Wunsch, kleinen und großen KundInnen ein Lächeln zu schenken.